Authentisch sein im Vorstellungsgespräch

Wenn man in ein Vorstellungsgespräch geht, möchte man authentisch auftreten. Menschen, die authentisch auftreten, werden als positiv erlebt. Man schreibt ihnen Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit und Offenheit zu. Das sind Eigenschaften, die man gerne ausstrahlen möchte. Aber wie lässt sich authentisch sein im Vorstellungsgespräch vorbereiten?

Authentisch sein

Authentisch sein und Vorbereitung ein Widerspruch?

Aber ist das nicht ein Widerspruch in sich, sich darauf vorzubereiten authentisch zu sein? Die griechische Wortbedeutung legt das nahe: „authentikós“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „echt“. Ist man nicht also authentisch, wenn man gerade so ist, wie man ist, sich offen und ungekünstelt zeigt? Aber gerade darum soll es in der Vorbereitung gehen. Das Ziel kann dabei nicht sein, eine künstliche Rolle einzulernen, sondern darauf vorzubereiten, das was man ist, noch besser auszustrahlen. In diesem Sinne sind Authentizität und Vorbereitung kein Widerspruch mehr. 

Wie ist man, wenn man authentisch ist?

Um zu verstehen, wie man sich vorbereiten kann, müssen wir erstmal versuchen, Faktoren zu betrachten, die in der Kommunikation Authentizität vermitteln. Natürlich lässt sich das Phänomen nicht in wenige Sätze fassen, dennoch versuche ich es hier mit einigen Kriterien: 

  • Widerspruchslosigkeit: dass man sich mit seinen Aussagen nicht in Widersprüche verwickelt
  • Konsistenz: der sein, er man immer ist; in verschiedenen Situationen gleiches Wesen zeigen
  • Klarheit: nicht darum herumreden, sondern klar Stellung beziehen
  • Selbstbewusst sein: zu sich und seinen Schwächen stehen können; sich einschätzen können, wissen wo man hingehört
  • Werte vertreten: sich als Peron zeigen, die für etwas einsteht und sich nicht verbiegen lässt 
  • Übereinstimmung von Aussagen und Handeln: drückt etwa der Lebenslauf aus, wofür die Person steht
  • Übereinstimmung von nonverbaler und verbaler Kommunikation: die Körpersprache unterstützt das gesprochene Wort und gibt keine gegenteiligen Signale
  • Offenheit: wer in der Kommunikation stets etwas zurückhält, taktiert, wird schwer als authentisch gelten.

 

Die inneren Voraussetzungen für authentisches Verhalten

Sich diesen Kriterien entsprechend, also authentisch zu verhalten, ist nicht so einfach. Ich will zunächst drei Punkte herausgreifen, die ich für entscheidend halte, damit wir überhaupt authentisch auftreten können.

Zum ersten setzt das voraus, dass man seine Werte und Ziele gut kennt, also weiß was man möchte, wohin man will und wofür man steht. Weiterhin müssen diese Positionen für uns selbst klar und annehmbar sein. Das ist schwerer als man denkt, da wir doch auch immer mit inneren Widersprüchen leben müssen. So wissen wir etwa oft, was für uns gut ist und setzen es doch nicht um, weil wir zu bequem sind, oder uns manches selbst nicht gönnen. Solche inneren Widersprüche können sich in unwillkürlichen körpersprachlichen Reaktionen ausdrücken, die unsere Aussagen konterkarieren, wenn uns etwa unsere Mimik verrät. 

Zum zweiten gehört dazu ein gesundes Selbst-bewusst-sein. Damit meine ich, seine Stärken und Schwächen realistisch einschätzen zu können und zu den guten wie zu den schlechten Seiten offen zu stehen. Ehrlich eine Selbstbilanz zu ziehen, was man kann und was nicht, ist hierfür Voraussetzung.

Zum Dritten muss man bereit für Offenheit sein, also dazu, etwas von sich preis zu geben. Das macht uns verletzlich, weshalb wir uns oft davor fürchten. Ähnlich ist es, wenn wir einen klaren Standpunkt einnehmen. Dann werden wir angreifbar und können abgelehnt werden. Vor beidem haben wir oft Angst. Mit dieser muss man sich auseinandersetzen und für sich festlegen, welchen Grad von Offenheit man zuzulassen bereit ist.

Wie der Kontext die Rolle bedingt

Aber, so kann man an dieser Stelle richtigerweise einhaken, ist es nicht immer vom Kontext abhängig, in dem ich mich bewege, wie sehr ich mich öffnen möchte? Natürlich werden wir im Gespräch mit der besten Freundin oder einem vertrauten Freund mehr Offenheit wagen, als im Gespräch mit unserem neuen Chef. Das führt uns zu einem weiteren wichtigen Punkt, den es zu berücksichtigen gilt. Wir bewegen uns in verschiedenen Rollen, denen wir gerecht werden müssen. Authentisch sein, heißt hier, sich immer treu bleiben.  Aber doch werden wir uns in unterschiedlichen Rollen nicht gleich verhalten wollen und können.

Nehmen wir unser Beispiel nochmal auf. Wenn wir mit unserem neuen Chef kommunizieren wie mit unserem besten Freund, fallen wir wahrscheinlich aus der Rolle. Das heißt wir entsprechen nicht den Erwartungen, die der Kontext vorgibt. Natürlich kann auch das besonders authentisch sein, dass man überall alles sagt und immer redet „wie uns der Schnabel gewachsen ist“. Das hängt aber von unseren eigenen Werten ab, ob das zu uns passt. Wenn wir vielleicht gegen jede Form sozialen Status opponieren wollen und es uns egal ist, was die Leute von uns denken, dann kann man so handeln. Wenn man es aber zu uns gehört, soziale Normen anzuerkennen und wir davon überzeugt sind, dass man sich respektvoll und höflich begegnen sollte, wäre ein solches Verhalten für uns nicht authentisch.

Etwas allgemeiner ausgedrückt heißt das, dass man sich nur dann authentisch verhält, wenn man seinen Werten treu bleibt. Das kann bedeuten, dass man sein Verhalten gerade verschiedenen Rollen anpassen muss, um seinen eigenen Werten zu entsprechen. Das gelingt uns dann besonders gut, wenn wir mit der Rolle vertraut sind. In viele Rollen wachsen wir einfach hinein, so dass wir sie ganz intuitiv ausfüllen, etwa die Rolle als Sohn bzw. Tochter, als Freund oder Partner. Hier bedarf es keiner besonderen Reflexion unseres Verhaltens, sofern wir damit gut zurechtkommen. 

Sich bewerben - eine eigene Rolle

Wie ist das aber wenn wir uns als Bewerber in ein Vorstellungsgespräch begeben? Das ist eine Rolle, die wir nicht oft einnehmen und in die wir nicht intuitiv hineingewachsen sind. Sie wird meist als besonders anstrengend und fordernd empfunden, da es eine Art Prüfungssituation ist. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht nur unser Wissen abgefragt wird, was wir alle aus der Schule gut kennen, sondern wir auch als Person beurteilt werden. Man möchte im Vorstellungsgespräch herausfinden, inwieweit wir zu der ausgeschriebenen Stelle passen, also nicht nur ob wir die notwendige Qualifikation besitzen, sondern auch ob wir die notwendigen persönlichen Eigenschaften und die Motivation für die Stelle mitbringen. Wie wir am Anfang festgestellt haben, wird man hier besser punkten, wenn man authentisch auftritt. Hierauf kann man sich vorbereiten.

Authentisch sein im Vorstellungsgespräch

Wie kann nun eine solche Vorbereitung aussehen. Gehen wir hier davon aus, dass eine gründliche Bestandsaufnahme der Kompetenzen, Stärken und Schwächen bereits stattgefunden hat und die eigenen Werte und Ziele bereits bekannt sind. Dann geht es in der Vorbereitung darum, die Erwartungen an die Rolle , die man einnehmen muss zu verstehen. Diese liegen zum einen in der Rolle als Bewerber allgemein. Dazu gehört zum Beispiel, dass ich eingeladen und nicht Gastgeber bin und somit nicht der Gesprächsführer bin. 

Aber es gibt auch spezielle Anforderungen, die auf die jeweilige Position bezogen sind, die es zu besetzen gilt. Diese sind in der Stellenbeschreibung formuliert und insofern bekannt. Diese Erwartungen möglichst gut zu verstehen, ist in der Vorbereitung der erste Schritt. Danach kann man diese Erwartungen mit seinen eigenen Werten und Zielen vergleichen. Vielleicht ist vergleichen hier ein zu schwaches Wort. Es geht eher darum festzulegen, wie ich mich zu diesen Erwartungen positionieren möchte. Das gilt es genau zu durchdenken und zu verinnerlichen. 

Den Auftritt planen

Auf dieser Basis kann ich den Auftritt im Vorstellungsgespräch planen, und zwar eben genau in Übereinstimmung mit meinen Werten und Überzeugungen. Man kann überlegen, welche Eigenschaften man besonders hervorheben möchte und welchen Grad von Offenheit man in welchem Punkt an den Tag legen möchte. Durch diese Vorarbeit wird es gelingen noch authentischer aufzutreten, weil man im Vorfeld bereits möglich Widersprüche erkannt und für sich gelöst hat. Man kommt mit einer klaren Position ins Vorstellungsgespräch und strahlt gesundes Selbstbewusstsein aus. 

Die drei Schritte der Vorbereitung sind also:

Eine gute Vorbereitung ist keine Garantie für ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch, aber es ist eine gute Voraussetzung dafür. 

Wie man ein gutes Bewerbungsschreiben erstellt, das zu einer Einladung in ein Vorstellungsgespräch führt, erfahren Sie hier:

Bewerbung Anschreiben – was gehört hinein

Bewerbungsschreiben – wie gliedert man es

Bewerbung schreiben: die Einleitung

Die Form des Bewerbungsschreibens

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