Es kommt eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Das ist eine positive Nachricht. Es bedeutet, ein Unternehmen hat sich mit ihren schriftlichen Unterlagen beschäftigt, interessiert sich für sie und nimmt sich Zeit, sie kennenzulernen. Vorfreude, aber auch eine gewisse Nervosität macht sich vielleicht im Bauch breit. Zur Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch recherchiert man weitere Informationen über das Unternehmen. Man überlegt nochmal, welche Qualifikationen wichtig sein könnten. Denkt nach darüber, was die Gesprächsteilnehmer wohl fragen und welche Erwartung sie haben werden. Leider kann man das alles nur anhand der Stellenausschreibung vermuten. Auch eine noch so gute Recherche über das Unternehmen und die Gesprächsteilnehmer stößt irgendwann an ihre Grenzen, weshalb man immer in Unsicherheit bleibt. Das lässt sich leider kaum ändern. Auch hier gilt die Theorie des abnehmenden Grenznutzens. Man wird immer mehr Energie einsetzen müssen, um noch mehr Informationen zu sammeln. Ab einem gewissen Grad sollte man deshalb seine Energie anders einsetzen, für das richtige Mindset fürs Vorstellungsgespräch.
Die innere Einstellung ist wichtig
Statt sich Gedanken darüber zu machen, wie die Unternehmensseite das Gespräch gestalten wird, sollte man sich mehr darauf konzentrieren, wie man sich im Gespräch präsentieren will. Für was stehe ich und wie will ich das im Gespräch vermitteln. Dafür muss man die Stellenausschreibung gut kennen und die Argumente, die man für sich in die Waagschale werfen kann.
Ich möchte hier aber Aufmerksamkeit auf einen anderen Aspekt lenken. Es geht um die innere Einstellung, mit der man ins Gespräch geht. Damit meine ich nicht nur mit Selbstbewusstsein und Freude. Vielmehr darum sich darauf einzustellen, die Eigenschaften und das Verhalten im Gespräch zu zeigen, das man zeigen möchte. Wie kann man sich darauf vorbereiten? Das ist einfacher als man denkt, wenn man das Unterbewusstsein für sich einsetzt. Dafür möchte ich Ihnen die Methode des Inneren Teams vorstellen.
Das Modell des Inneren Teams
Das Modell des Inneren Teams wurde von Friedemann Schulz von Thun entwickelt. Es kann uns dabei helfen, eine richtige innere Haltung für das Vorstellungsgespräch vorzubereiten. Da es mit Bildern arbeitet, kann es direkt auch unser Unterbewusstsein beeinflussen.
Das Modell macht uns unsere seelische Struktur greifbar. Es geht davon aus, dass wir in uns mehrere Stimmen, Leitsätze oder Positionen haben, die Mitwirken, wenn wir uns entscheiden. Dass wir im Innern vielstimmig sind. merken wir, wenn wir überlegen was zu tun ist oder wie wir uns verhalten sollen. Wollen wir ein Stück Schokolade essen, dann gibt es etwa die Stimme der Vernunft, die an die Gesundheit und die Kalorien erinnert, der aber die Stimme des Genusses widerspricht, weil Schokolade eben lecker ist. In einer anderen Situation möchte man etwas erzählen, vor dem eine andere innere Stimme warnt, weil es peinlich sein könnte.
Das Modell identifiziert die verschiedenen Positionen in uns mit Mitgliedern eines Teams, jede Teammitglied steht für eine unserer inneren Stimmen.
Wir sind der Teamleader unseres Teams
An dieser Stelle wird das Modell für die Vorbereitung eines Vorstellungsgespräches interessant. Für das Vorstellungsgespräch müssen Sie keine grundsätzliche Analyse ihrer inneren Stimmen durchführen. Es genügt, wenn sie sich die Akteure aus ihrem Team mitnehmen, die ihnen hilfreich sein können. Dafür ist es natürlich wichtig, dass sie wissen, was sie brauchen werden. Aber wie oben schon gesagt, das obliegt der genauen inhaltlichen Vorbereitung.
Das richtige Mindset für ein Vorstellungsgespräch
Machen Sie also ihre innere Mannschaftsaufstellung. Nominieren Sie also etwa den Charmeur für den Smalltalk, den Erzähler für die Selbstvorstellung, den Experten für die Fachfragen und Mister zuverlässig für die Fragen nach den soft skills. Geben sie jedem Teammitglied einen Leitsatz mit, der seine Rolle ganz genau festlegt.
Sie sind das Oberhaupt der Gruppe und können deren Zusammenspiel beeinflussen; etwa wie ein Fußballtrainer eine Mannschaft oder ein Regisseur seine Theatertruppe. Geben Sie also genau vor, wer wann und in welcher Rolle auftreten soll. Geben sie vor Raum die jeweilige Rolle beanspruchen darf. Komponieren Sie also ihren Auftritt, wie Sie sich darstellen wollen, wer ihnen wann zur Seite springen kann, wer im Hintergrund für besondere Situation bereits steht. Und vergessen Sie nicht die Wächter im Hintergrund, die sie schützen. mit
Vier Schritte zur Aufstellung des Inneren Teams
1. Nominieren Sie die Teammitglieder, die Sie im Gespräch brauchen und geben Sie jedem Teammitglied einen Namen.
2. Geben Sie jedem Teammitglied einen Leitsatz mit.
3. Rollen der einzelnen Mitspieler definieren:
- Wann kommt wer zum Einsatz?
- Was ist die jeweilige Aufgabe?
- Wer spielt die Hauptrolle?
- Wer nimmt nur eine Nebenrolle ein ?
- Wer bleibt im Hintergrund?
- Wer passt auf?
4. Geben Sie jedem Teammitglied einen Leitsatz mit, der seiner Rolle entspricht.
Varianten für die Teamaufstellung
Diese bildliche Methode des inneren Teams können Sie für sich noch griffiger machen. Statt mit Leitsätzen zu arbeiten, kann man auch andere Bilder nutzen, indem Sie die Teammitglieder selbst bildlich fassen. Ich möchte nur einige zur Anregung nennen. Sie können das Team etwa mit Tieren besetzen, die für verschiedene Eigenschaften stehen, Vorbilder ins Team integrieren oder Sportler aus verschiedenen Sportarten fürs Team nominieren. Die Möglichkeiten sind hier unbegrenzt.
Das schöne ist: je besser sie sich die Bilder vorstellen können, desto leichter wird ihr Unterbewusstsein den Auftritt authentisch und in ihrem Sinne gestalten und sie ins richtige Mindset fürs Vorstellungsgespräch bringen.
Wie man ein gutes Bewerbungsschreiben erstellt, das zu einer Einladung in ein Vorstellungsgespräch führt, erfahren Sie hier:
Bewerbung Anschreiben – was gehört hinein
Bewerbungsschreiben – wie gliedert man es
