Standardmäßig gehören zu den Bewerbungsunterlagen ein Lebenslauf mit Foto, Arbeitszeugnisse und Zertifikate zu Aus- und Weiterbildungen. Damit ist die Qualifikation eines Bewerbers – so scheint es – ausreichend dokumentiert. Was kann dann aber im auch stets geforderten Bewerbungsschreiben stehen, wenn es mehr bieten soll, als freundliche Formulierungen oder die redundante Wiederholung der bereits im Lebenslauf dokumentierten Kompetenzen?
Was schon im Lebenslauf steht
Die Frage wird schwieriger, wenn man, wie vielfach empfohlen, bereits den Lebenslauf auf die angestrebte Position ausrichtet. Also was kann oder soll im Anschreiben stehen, das nicht bereits im Lebenslauf steht und die Bewerbung stärker macht?
Lassen Sie uns zur Beantwortung dieser Frage einen Schritt zurückgehen und betrachten, was ein guter Lebenslauf an Informationen übermittelt. Vielleicht wird uns dann klarer, wo noch Raum bleibt für das Anschreiben.
- Der Lebenslauf stellt den beruflichen Werdegang seit der Ausbildung bis in die Gegenwart dar. Er dokumentiert also die bisherige berufliche Vita.
- Ergänzt werden die reinen Daten durch Angaben zu Kenntnissen und Erfahrungen oder sogar durch ein Kurzprofil, das die Kernkompetenzen bewusst in Hinblick auf die angestrebte Stelle zusammenfasst. Sofern dies gut gemacht ist, zeichnet dies zusammen mit den Zeugnissen ein ausreichend scharfes Bild der fachlichen Eignung des Kandidaten. Dies ist insofern für die Beurteilung eines Kandidaten von Relevanz, weil man davon ausgeht, dass die in der Vergangenheit erworbenen Kenntnisse in der Zukunft wieder abgerufen und weiter zur Anwendung kommen können.
- Implizit bietet der Lebenslauf zudem Informationen zur Persönlichkeit des Kandidaten, die sich nicht nur aus der Angabe von Hobbies und Interessen ableiten lassen. So lässt beispielsweise ein stringenter Lebenslauf ohne Brüche einen Kandidaten solide und zuverlässig erscheinen; bei einem kontinuierlichen Aufstieg schließt man auf Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen; und wer viel an anderen Standorten und sogar im Ausland gearbeitet hat, ist zu großem Einsatz bereit. All das sind Hinweise aus dem beruflichen Werdegang, die auf charakterliche Eigenschaften und die persönliche Motivation schließen lassen, wobei man davon ausgeht, dass es sich dabei um Verhaltenskonstanten handelt, die sich auch in einer neuen Umgebung wieder in ähnlicher Weise zeigen. Ein direkter Brückenschlag zur neuen Position erfolgt jedoch nicht.
Bewerbung Anschreiben - der Mehrwert
Das eröffnet, und damit sind wir wieder bei der ursprünglichen Fragestellung, Raum für das Anschreiben. Während der Lebenslauf die Vergangenheit beleuchtet, zielt das Anschreiben in die Zukunft und soll den potentiellen nächsten Arbeitgeber ansprechen. Ihn interessieren nicht die Meriten der Vergangenheit, sondern der Mehrwert, den der Kandidat für sein Unternehmen bieten kann. Ein gutes Bewerbung Anschreiben wird hier konkret werden und Redundanzen zum Lebenslauf vermeiden. Denn es langweilt, wenn hier einfach die Kernkompetenzen aus dem Lebenslauf wiederholt werden -und nichts ist ein größerer Karrierekiller als eine langweilige Bewerbung.
Im Anschreiben bietet sich der Raum zu erklären, wie man die ausgeschriebene Stelle versteht und was daran so interessant ist, dass man diese Position besetzen möchte. Die persönliche Motivation ist ein ganz wichtiges Kriterium bei der Bewerberauswahl, das vom Lebenslauf nicht abgedeckt wird. Nicht Allgemeinplätze zum Unternehmen sind hier gefragt, sondern konkrete Ausführungen dazu, was Sie an der Stelle und den Aufgaben interessiert. Formuliert man so die persönliche Sicht auf die Aufgabe, wird auch deutlich, wie man die Position auszufüllen gedenkt, wie man sich einbringen und welche Schwerpunkte man setzen möchte. Denn eine Position muss vom Stelleninhaber immer gelebt und interpretiert werden, dafür gibt es verschiedene Wege. Welchen davon der Kandidat beschreiten möchte, das kann er hier darlegen. Er zeigt damit, wieweit er sich mit der Position und dem Unternehmen gedanklich auseinandergesetzt hat und wieviel Verständnis, aber auch Gestaltungskraft er für die ausgeschriebene Stelle mitbringt. Das sind wichtige Kriterien für die Personalauswahl.
Bewerbung Anschreiben – die Botschaft
Um dies in wenigen Sätzen formulieren zu können, bedarf es einer intensiven Auseinandersetzung mit den eigenen Kompetenzen, Eigenschaften und Motivatoren. Zugleich aber auch ein Verständnis davon, wie diese mit dem Unternehmen und der zu besetzenden Position harmonieren können. Das setzt eine Recherche zum Unternehmen und zur Branche voraus, um ein möglichst scharfes und detailliertes Bild der ausgeschriebenen Stelle zu erhalten. Dabei geht es nicht nur um Produkte und Verfahren, die das Unternehmen vertreibt, sondern auch um die Unternehmensgeschichte, um Leitbilder und Werte, handelnde Personen u.v.m. Je mehr Informationen man hat, umso besser gelingt es, die in der Positionsbeschreibung nur implizierten, aber bei der Auswahl mitentscheidenden Kriterien verstehen zu können.
Das ist aufwändig, aber erfahrungsgemäß lohnt sich der Aufwand. Je individueller und zielgenauer man das Anschreiben gestaltet, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass man den Empfänger anspricht. Bei dem, der das Anschreiben liest und sich einen ersten Eindruck über den Kandidaten verschafft, muss eine klare Botschaft ankommen: dass man sich intensiv mit der Stelle auseinandergesetzt hat, sie verstanden hat und wirklich an der Position interessiert ist.
Zusammenfassend lassen sich folgende Leitfragen für ein Anschreiben formulieren:
- Was interessiert mich an der Stelle?
- Wie verstehe ich die Position und die Aufgaben?
- Was bringe ich für die Position schon mit und wie kann ich meine Kompetenzen hier einbringen?
- Wie ist mein Weg, diese Aufgaben anzugehen?
- Was motiviert mich?
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