Es gibt Menschen, denen man gerne etwas erzählt, weil Sie gut zuhören können. Viele denken, das sei ein Gabe, die man hat oder nicht hat. Aber man kann Zuhören lernen, muss jedoch wissen, worauf es dabei ankommt.
Personalführung durch Zuhören
Zuhören ist eines der wichtigsten Führungsinstrumente, auch wenn es in den einschlägigen Ratgebern meist vergessen wird. Allerdings funktioniert es nur, wenn man es nicht als Instrument gebraucht, sondern aus ehrlichem Interesse zuhört. Dann hilft es, schnell Vertrauen aufzubauen, Stimmungen zu spüren und wertvolle Informationen zu erhalten. Ein Vorgesetzter, der ein guter Zuhörer ist, vermittelt den Mitarbeitern Wertschätzung und steigert dadurch ihre Motivation.
Ausreden lassen ist nicht gleich Zuhören
Wer den anderen Ausreden lässt, ohne ihn zu unterbrechen, ist noch lange kein guter Zuhörer, sondern befolgt ein Gebot der Höflichkeit. Tatsächlich ist er vielleicht nur ein penetranter Zuhörer, der andere aushorcht, oder ein gelangweilter Zuhörer, der schon längst mit den Gedanken woanders ist. Um ein guter Zuhörer zu sein, braucht es mehr:
- eine positive innere Haltung,
- die Bereitschaft. sich auf Fremdes einzulassen,
- kommunikative Kompetenz und
- soziale Fähigkeiten.
Alle Faktoren sind wichtig. Wir werden sie der Reihe nach durchgehen und genauer betrachten.
Die innere Haltung eines guten Zuhörers
Ein guter Zuhörer begegnet seinen Gesprächspartnern mit ehrlicher Wertschätzung. Was heißt das? Zunächst einmal, dass er sich für ein Gespräch Zeit nimmt und mit voller Aufmerksamkeit beim Gespräch ist. Wer nebenbei nervös aufs Handy blickt, macht durch sein Handeln deutlich, dass das Gespräch für ihn nicht wichtig ist.
Weiterhin gehört zur Wertschätzung, dass man aufrichtiges Interesse an seinem Gesprächspartner besitzt. Das heißt nicht nur, den Blickkontakt mit ihm zu halten. Man muss ihn vielmehr als Person ernst nehmen und darf ihn nicht als reinen Informationsträger ansehen, den es „abzuschöpfen“ lohnt. Wer den anderen nur aushorcht, wird nicht als guter Zuhörer wahrgenommen.
Den anderen ernst nehmen, bedeutet in diesem Sinne, mit der Überzeugung ins Gespräch zu gehen, dass diese Person etwas zu sagen hat, das es wert ist, von mir gehört zu werden; und zwar deshalb, weil das Gesagte für mich von Bedeutung sein kann. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Denn Menschen merken sehr schnell, wenn man Ihnen nur oberflächlich zuhört, tatsächlich aber ihrer Meinung kein Gewicht beimisst. Man tappt gerne in diese Falle, wenn man sich z.B. aufgrund besserer Ausbildung, höherer Position oder längerer Erfahrung dem anderen überlegen fühlt. Dann denkt man, dass man schon weiß, was der Andere uns sagen wird. Mit dieser Einstellung lassen wir nicht nur die Chance aus, etwas für uns Neues zu erfahren, sondern die Gesprächspartner fühlen sich zu recht geringgeschätzt.
Auf Fremdes einlassen
Zur Wertschätzung des anderen gehört auch, seine Meinung zunächst als etwas Fremdes stehen zulassen und sie nicht vorschnell in den Kontext der eigenen Lebenswelt zu integrieren. Man sollte versuchen, die Aussage zunächst im Horizont des Sprechers stehen zu lassen und sich auf dessen Sicht einzulassen. Was der andere sagt, darf kein bloßes Stichwort dafür sein, es mit ähnlichen Sachverhalten im eigenen Leben zu identifizieren.
Nur wer Fremdes als Fremdes auch erfahren kann, kann dadurch bereichert werden. Wer es vorschnell in vertraute Schubladen einordnet, verpasst die Gelegenheit dazuzulernen und dem Gesprächspartner näher zu kommen. Der will als Person gehört und ernst genommen werden, was gerade nicht passiert, wenn man zu schnell vom Gesprächspartner auf sich selbst schließt. Auch der ungefragt erteilte gute Rat, weil man Ähnliches schon selbst erlebt hat, zeichnet einen guten Zuhörer gerade nicht aus.
Kommunikative Kompetenzen eines guten Zuhörers
Wann ein guter Rat angebracht ist, und wann nicht, dafür bedarf es eines feinen Gespürs und ausgeprägter kommunikativer Kompetenzen. Es bedarf insbesondere der Fähigkeit, den Inhalt von Aussagen auf der richtigen Ebene des Kommunikationsquadrates von Friedemann Schulz von Thun einordnen zu können. Nur wer spüren kann, welche der vier Seiten einer Nachricht im Vordergrund steht, kann die Botschaft in der Aussage hören und verstehen.
Denn es macht einen großen Unterschied, ob eine Aussage als reine Sachaussage zu verstehen ist oder die Selbstkundgabe des Sprechers im Vordergrund steht. Nur wer die Botschaft auf der richtigen Ebene wahrnimmt kann adäquat reagieren. Wenn etwa der Hilfeappell im Vordergrund steht, kann ein guter Rat durchaus erwünscht sein. Ist es aber die Selbstkundgabe des Sprechers, will dieser gewürdigt und gehört, nicht aber beratschlagt werden.
Soziale Fähigkeiten des Zuhörers
Nicht zuletzt sind es auch soziale Kompetenzen, die einen guten Zuhörer ausmachen und ihn dazu befähigen, adäquat zu reagieren. Neben Zuwendung und Freundlichkeit sind das die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich empathisch auf sein Gegenüber einzulassen und zu spüren, was im anderen vorgeht. Das schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre, die den anderen dazu ermutigt, sich zu öffnen. Dass man dieses Vertrauen nicht durch Indiskretionen missbrauchen darf, sollte selbstverständlich sein.
Wie man ein guter Zuhörer werden kann
Wir haben gesehen, dass es zum Teil von der inneren Einstellung abhängt, ob man ein guter Zuhörer sein kann. Hier kann sich jeder selbst hinterfragen, inwieweit er wertschätzend in ein Gespräch geht. Sich auf Fremdes einzulassen ist eine Frage der Übung, aber auch der Selbstdisziplin, nicht vorschnell in die Falle des Vertrauten zu tappen. Trainieren lässt sich das Verstehen von Nachrichten anhand des Kommunikationsquadrates.
Insgesamt ist das Zuhören aber eine Frage der praktischen Übung. Wer Gespräche bewusst führt und danach auf das reflektiert, was ihm mehr oder weniger gut gelungen ist, ist auf dem richtigen Weg ein besserer Zuhörer zu werden. Er gewinnt eine Fähigkeit, die alle seine Gespräche bereichern wird und ihm erlaubt, mit Menschen intensiver in Kontakt zu treten.